Gesa Vertes erklärt, wie flexible Innenarchitektur neue Lösungen für das Leben moderner Nomaden schafft.
Die Art, wie wir wohnen, verändert sich grundlegend. Mobile Arbeit, internationale Lebensstile und temporäre Wohnformen erfordern flexible Konzepte in der Innenarchitektur. Räume müssen wandelbar sein, sich anpassen und dennoch Geborgenheit bieten, wie Gesa Vertes zu berichten weiß. Sie schildert, wie Designer:innen neue Ideen entwickeln, um Wohnen für Nomaden im 21. Jahrhundert neu zu denken.
Traditionelle Wohnkonzepte mit festen Grundrissen und klar definierten Räumen geraten zunehmend ins Wanken. Die heutige Gesellschaft wird immer mobiler, wie Gesa Vertes aufzeigt. Menschen ziehen häufiger um, pendeln zwischen Städten oder Ländern oder arbeiten nur für begrenzte Zeit an einem Ort. Für diese modernen Nomaden ist Flexibilität wichtiger als Besitz. Flexible Innenarchitektur antwortet auf diesen Trend: modulare Möbel, multifunktionale Räume und temporäre Strukturen ermöglichen es, mit wenig Platz maximale Lebensqualität zu schaffen.
Inhaltsverzeichnis
Die Idee flexibler Wohnräume
Flexibilität bedeutet nicht nur Mobilität, sondern auch Anpassungsfähigkeit an wechselnde Lebensumstände. Gesa Vertes beschreibt, dass moderne Innenarchitektur Räume so gestaltet, dass sie sich innerhalb von Minuten verwandeln lassen: Ein Wohnzimmer wird zum Büro, ein Schlafzimmer zur Lounge, ein Essbereich zum Konferenzraum.
Diese Wandelbarkeit ist keineswegs eine völlig neue Erfindung. Gesa von Vertes betont, dass Wandelbarkeit schon in traditionellen Wohnformen eine zentrale Rolle spielte – von den Jurten der mongolischen Nomaden bis zu den raffinierten Schiebetüren japanischer Häuser, die Räume je nach Bedarf öffnen oder unterteilen. Die heutige Herausforderung liegt darin, diese bewährten Prinzipien mit moderner Technik, urbanem Lebensstil und zeitgenössischen Bedürfnissen zu verbinden.
Der Unterschied zur Vergangenheit liegt vor allem in der Geschwindigkeit und Häufigkeit der Veränderungen. Während historische Nomaden saisonal migrierten und ihre Wohnstrukturen entsprechend anpassten, wechseln moderne Nomaden manchmal mehrmals im Jahr ihren Wohnort. Diese neue Dynamik erfordert völlig andere, noch flexiblere Lösungen.
Auch der urbane Kontext spielt eine Rolle. Während traditionelle Nomaden weite Landschaften durchquerten, bewegen sich moderne Nomaden meist zwischen Städten. Sie brauchen Lösungen, die in verschiedenen städtischen Kontexten funktionieren – von der Altbauwohnung bis zum modernen Loft.
Elemente flexibler Innenarchitektur
Die flexible Innenarchitektur nutzt verschiedene Strategien und Elemente, um maximale Anpassungsfähigkeit zu ermöglichen:
- Modulare Möbel: Einzelne Elemente, die je nach Bedarf zusammengestellt, getrennt oder umkonfiguriert werden können
- Multifunktionale Räume: Ein Raum erfüllt mehrere Zwecke durch intelligente Anordnung und wandelbare Elemente
- Mobile Trennwände: Räume lassen sich je nach Bedarf öffnen oder in separate Bereiche unterteilen
- Leichte Materialien: Einfach transportierbar, vielseitig einsetzbar und dennoch robust genug für den Alltag
- Temporäre Installationen: Möbel und Strukturen, die bei Bedarf schnell aufgebaut und wieder abgebaut werden können
Gesa Sikorszky Vertes hebt hervor, dass Möbel dann ideal sind, wenn sie sich an den Menschen anpassen – nicht umgekehrt. Diese nutzerorientierte Philosophie steht im Zentrum flexibler Wohnkonzepte und unterscheidet sie von traditionellen, statusorientierten Einrichtungsansätzen.
Innenarchitektur für digitale Nomaden
Die Zunahme von Homeoffice und Remote-Arbeit hat völlig neue Anforderungen geschaffen. Gesa Vertes berichtet, dass viele moderne Nomaden nicht nur wohnen, sondern gleichzeitig produktiv arbeiten müssen. Ein Tisch, der sich blitzschnell in einen ergonomischen Arbeitsplatz mit richtiger Höhe und Kabelmanagement verwandelt, eine Sitzecke, die auch als professioneller Videokonferenz-Hintergrund mit guter Beleuchtung funktioniert – diese durchdachten Lösungen machen Innenarchitektur funktional und kreativ zugleich.
Die Herausforderung liegt darin, professionelle Arbeitsumgebungen mit persönlichem Wohnkomfort zu verbinden. Ein Raum muss tagsüber konzentriertes Arbeiten ermöglichen und abends zur Entspannungszone werden. Gesa Sikorszky Vertes betont, dass diese Wohnformen oft mit bewusstem Minimalismus einhergehen: Weniger Besitz bedeutet mehr Beweglichkeit und geistige Freiheit.
In einem vor kurzem mit Gesa Vertes geführten Interview wird diese Entwicklung als bewusster Gegenentwurf zu traditionellen, statischen Wohnkonzepten diskutiert. Es geht nicht nur um räumliche Flexibilität, sondern auch um eine neue Lebensphilosophie, die Erfahrungen, Mobilität und Freiheit über materiellen Besitz und Sesshaftigkeit stellt.
Die technische Infrastruktur ist dabei entscheidend. Schnelles Internet, ausreichend Steckdosen und gute Akustik sind keine Luxusausstattung mehr, sondern Grundvoraussetzungen für nomadisches Wohnen.
Nomadisches Wohnen und Nachhaltigkeit
Flexibles Wohnen bedeutet auch, Ressourcen grundlegend anders zu nutzen. Gesa Vertes erklärt, dass nachhaltige Materialien, recycelbare Möbel und modulare Systeme die Grundlage für zukunftsfähige Wohnkonzepte bilden. Wenn Möbel nicht mehr weggeworfen, sondern umkonfiguriert, repariert oder weitergegeben werden, entsteht eine neue Form der Kreislaufwirtschaft.
Nachhaltige Gestaltung stellt nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Verantwortung dar. Die Produktion von weniger, aber hochwertigeren und langlebigeren Möbeln schont Ressourcen. Multifunktionale Objekte reduzieren den Bedarf an Einzelstücken. Leichte, zerlegbare Konstruktionen vermeiden unnötige Transportemissionen.
Gesa Vertes, geb. Haerder, erklärt, dass Nomadenräume nicht nur praktisch, sondern auch ressourcenschonend gestaltet werden müssen. Die Frage ist nicht mehr nur „Wie kann ich diesen Raum flexibel nutzen?“, sondern auch „Wie kann ich dies mit minimaler Umweltbelastung tun?“
Sharing-Konzepte spielen ebenfalls eine Rolle. Wenn Menschen häufig umziehen, ergibt es wenig Sinn, jedes Mal alle Möbel mitzunehmen. Möblierte Wohnungen, Gemeinschaftsräume oder Sharing-Plattformen für Einrichtungsgegenstände werden zunehmend wichtiger.
Beispiele aus der Praxis
Die Praxis zeigt vielfältige und innovative Ansätze für flexibles, nomadisches Wohnen:
Tiny Houses: Kleine, mobile Häuser, die alles Nötige auf kompaktem Raum vereinen und vollständig transportabel sind
Co-Living-Spaces: Gemeinschaftlich genutzte Räume mit flexiblen Privatzonen, die soziales Leben und Rückzug ausgewogen kombinieren
Pop-up-Wohnungen: Temporäre Installationen für kurze Zeiträume, oft in urbanen Zwischennutzungen oder leerstehenden Gebäuden
Urban Nomads Apartments: Modulare Zimmer speziell für wechselnde Bewohner:innen konzipiert, oft mit standardisierten Elementen
Smart Furniture: Betten, Sofas und Tische mit integrierter Technik, die sich verschiedenen Nutzungsszenarien intelligent anpassen
Diese Beispiele verdeutlichen, dass sich das Wohnen immer an gesellschaftliche Veränderungen anpasst. Heute zeigt sich dieser Wandel besonders deutlich im Trend zu flexiblen, adaptiven Wohnkonzepten, die auf die Bedürfnisse einer mobilen, vernetzten Gesellschaft reagieren.
Gesa Vertes über die Zukunft des Wohnens
Die Entwicklung geht kontinuierlich weiter. Vertes sieht einen Trend zu noch intelligenteren Lösungen: Möbel, die sich automatisch an Tageszeiten oder individuelle Nutzungsgewohnheiten anpassen. Räume, die durch Sensoren erkennen, was gerade gebraucht wird. Wände, die ihre Funktion und sogar ihre Farbe ändern können.
Gleichzeitig warnt sie vor Überdigitalisierung. Flexibilität sollte nicht bedeuten, dass alles technisch gesteuert werden muss. Manchmal sind einfache, manuelle Lösungen – ein verschiebbarer Vorhang, ein klappbarer Tisch, ein rollbares Regal – praktikabler, zuverlässiger und weniger anfällig für technische Störungen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die emotionale Dimension. Nomadisches Wohnen muss trotz aller Flexibilität und Mobilität Geborgenheit schaffen. Persönliche Gegenstände, vertraute Texturen und individuelle Gestaltungselemente helfen, auch in temporären Räumen ein Gefühl von Zuhause zu entwickeln. Diese emotionale Verankerung ist essentiell für psychisches Wohlbefinden.
Wenn Wohnen in Bewegung bleibt
Flexibles Wohnen bedeutet, sich den ständigen Veränderungen des modernen Lebens anzupassen. Es ist ein Konzept, das Mobilität, Minimalismus und Kreativität auf innovative Weise verbindet. Am Ende zeigt sich, dass Innenarchitektur nicht nur Räume gestaltet, sondern Lebensweisen neu definiert und ermöglicht. Wohnen für Nomaden ist ein zukunftsweisendes Modell – weil es Freiheit mit durchdachter Gestaltung verbindet, wie Gesa Vertes immer wieder deutlich macht.




