Trend-Update von Gesa Vertes: Minimaluxe vs. Maximalismus

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Gesa Vertes beleuchtet zwei gegensätzliche Stilrichtungen im Interior Design 2025: den reduzierten Minimaluxe-Trend und den ausdrucksstarken Maximalismus – und erklärt, warum beide auf ihre Weise Räume emotional aufladen.

Zwischen ruhiger Eleganz und opulenter Individualität liegt 2025 ein Spannungsfeld, das das Interior Design maßgeblich prägt. Gesa Vertes zeigt, wie Minimaluxe mit Zurückhaltung, Textur und hochwertigen Materialien arbeitet, während Maximalismus durch mutige Muster, Farben und Sammlerstücke Räume erzählt. Es geht nicht um richtig oder falsch – sondern um bewusste Gestaltung mit Haltung.

Die Welt des Wohnens polarisiert sich: Auf der einen Seite steht der Trend zu Reduktion, Stille und visueller Ruhe – bekannt als Minimaluxe, eine Mischung aus Minimalismus und luxuriöser Materialkultur. Auf der anderen Seite feiert der Maximalismus seine Rückkehr: überbordende Muster, satte Farben, individuelle Objekte. Gesa Vertes beschreibt beide Bewegungen als gleichwertige Antworten auf die Komplexität moderner Lebensrealitäten. Während Minimaluxe Rückzug und Klarheit bietet, setzt Maximalismus auf Ausdruck, Sammlung und persönliche Geschichte. Entscheidend ist nicht die Stilrichtung, sondern die bewusste Entscheidung für eine Raumhaltung – und die Fähigkeit, daraus stimmige Räume zu entwickeln.

Minimaluxe: Reduktion mit Tiefe

Minimaluxe unterscheidet sich deutlich vom klassischen Minimalismus. Statt kargem Weiß, scharfkantigen Möbeln und strenger Ordnung steht 2025 eine warme, reduzierte Eleganz im Vordergrund. Gesa Vertes, geb. Haerder, erklärt, dass hochwertige Materialien, sanfte Farben und weiche Linien dieses Stilprinzip definieren. Es geht nicht um Verzicht, sondern um Konzentration auf das Wesentliche – unter Einsatz bester Qualität.
 Beispielhaft sind geölte Holzböden, Möbel mit Bouclé-Bezug, Wände in gebrochenen Naturtönen und Lichtkonzepte, die gezielt Schatten und Atmosphäre erzeugen. Dekoration tritt in den Hintergrund, ersetzt durch Textur, Lichtverlauf und subtile Kontraste. Besonders in offenen Grundrissen entfaltet Minimaluxe seine Wirkung: Weite, Leere und Materialruhe wirken nicht kalt, sondern bewusst arrangiert. Der Raum wird zum Ruhepol – nicht zum Ausstellungsraum. Dieser Trend spricht Menschen an, die in einer reizüberfluteten Umwelt Struktur und Reduktion suchen – ohne auf Komfort zu verzichten.

Maximalismus: Ausdruck als Designprinzip

Maximalismus steht für das Gegenteil: Für Fülle, Vielfalt und persönliche Erzählung. Doch auch hier herrscht kein Chaos, sondern kuratierte Ordnung. Gesa Vertes betont, dass moderner Maximalismus nichts mit Unordnung oder Reizüberflutung zu tun hat. Vielmehr geht es um die bewusste Entscheidung für Farben, Muster und Objekte mit Geschichte.
 Ein Raum kann stark gemustert, farbintensiv und objektreich sein – solange ein gestalterisches Grundprinzip ihn zusammenhält. Das können Farbkontraste, eine wiederkehrende Formensprache oder eine dominante Materialgruppe sein. Gesa von Vertes nennt als Beispiel eine Wohnung mit floralen Tapeten, Samtmöbeln in Juweltönen und Vitrinen voller Keramikobjekte – die jedoch durch durchgängige Farbgruppen und einheitliche Sockelhöhen visuell geordnet wird.
 Maximalismus ist eine Haltung: Er gibt Raum für Erinnerungen, persönliche Schätze, Bücher, Kunst, Muster. Er bricht mit Normierung – aber nicht mit Ästhetik. Für viele ist er ein Weg, sich im eigenen Zuhause auszudrücken und sich ein Umfeld zu schaffen, das inspiriert, herausfordert oder Trost spendet.

Gesa Vertesüber den Dialog der Extreme

„Minimaluxe und Maximalismus sind keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Bewegung“, berichtet Gesa Vertesin einemInterview. In einer Zeit, die geprägt ist von Unsicherheit und Geschwindigkeit, sucht die Gestaltung nach Stabilität – mal durch Reduktion, mal durch Überhöhung. Beide Trends reagieren auf das Bedürfnis nach Orientierung, jedoch mit unterschiedlichen Mitteln.
 Was sie verbindet: Beide Stile erfordern Konsequenz und Bewusstsein. Wer sich für Minimaluxe entscheidet, muss bereit sein, vieles wegzulassen – aber das Wenige mit Tiefe, Qualität und Klarheit zu gestalten. Wer Maximalismus lebt, braucht Mut zur Vielfalt – aber auch ein Gespür für Ordnung, Rhythmus und Gewichtung.
 Vertes plädiert dafür, sich bei der Planung nicht für ein Etikett, sondern für ein Gefühl zu entscheiden. „Was will ich in meinem Raum empfinden? Rückzug? Energie? Konzentration? Erinnerung?“ – die Antwort darauf entscheidet über Richtung und Umsetzung. Dabei können Elemente beider Welten kombiniert werden: Ein ruhiger Raum mit einem opulenten Kunstwerk. Ein maximalistisches Wohnzimmer mit minimalistischer Küche. Der Schlüssel liegt in der Balance.

Stilmerkmale im Vergleich

Die beiden Trends bringen klar unterscheidbare Gestaltungsmerkmale mit sich. Gesa Vertes empfiehlt, bei der Planung auf folgende Prinzipien zu achten:

Minimaluxe:

  • Materialien: Naturstein, Leinen, Holz, matter Putz
  • Farbwelt: Ton-in-Ton, Sand, Lehm, Nebelgrau, Altweiß
  • Formen: Gerundet, reduziert, symmetrisch
  • Licht: Warm, indirekt, zoniert
  • Deko: Kaum sichtbar, funktional eingebunden

Maximalismus:

  • Materialien: Samt, Tapete, farbige Glasuren, gemusterte Textilien
  • Farbwelt: Juweltöne, Kontraste, satte Akzente
  • Formen: Verspielt, geschwungen, vielfältig
  • Licht: Kombination aus Lichtquellen, auch dekorativ
  • Deko: Bücher, Kunst, Sammlungen, Reiseobjekte

Je nach Raumfunktion und Nutzerpersönlichkeit lassen sich beide Konzepte individuell anpassen – auch übergreifend.

Drei Fehler, die laut Gesa Vertesvermieden werden sollten

  1. Unentschlossenheit in der Linie – Räume, die weder klar reduziert noch bewusst opulent gestaltet sind, wirken schnell leer oder unruhig. Eine gestalterische Entscheidung muss erkennbar sein.
  2. Falsche Materialhierarchie – In beiden Stilen ist das Zusammenspiel von Materialien entscheidend. Hochwertige Stoffe neben billigen Oberflächen wirken unstimmig – egal ob minimalistisch oder maximalistisch.
  3. Dekoration ohne Funktion – Sowohl im Minimaluxe als auch im Maximalismus sollte jedes Objekt einen Sinn oder Bezug haben. Zufälliges Dekor schwächt die Aussage des Raumes.

Diese Fehler treten laut Gesa Sikorszky Vertes besonders in Übergangsphasen oder bei halbherziger Planung auf – eine klare Haltung hilft, sie zu vermeiden.

Hybride Konzepte – zwischen Reduktion und Opulenz

Die meisten Wohnrealitäten liegen zwischen den beiden Polen. Deshalb entstehen zunehmend hybride Konzepte, die sich Elemente beider Welten zunutze machen. Ein zurückhaltender Raum mit einer Tapete im Essbereich. Ein minimalistisches Schlafzimmer mit farbiger Decke und Samtvorhängen. Solche Brüche sind laut Gesa vonVertes nicht nur erlaubt, sondern gestalterisch spannend – vorausgesetzt, sie folgen einer inneren Logik.
 Material- und Farbkonsistenz sind dabei essenziell. Wer auf wenige, aber starke Materialien setzt, kann auch in einem vielfältig dekorierten Raum Ruhe schaffen. Ebenso kann ein reduzierter Raum durch ein opulentes Element eine ganz neue Spannung erhalten. Wichtig ist immer: Nicht Stil um des Stils willen, sondern Stimmung und Funktion als Ausgangspunkt.

Haltung gestalten

Ob ruhig oder laut, reduziert oder expressiv – Gestaltung braucht Klarheit. Vertes macht deutlich, dass Minimaluxe und Maximalismus nicht für richtig oder falsch stehen, sondern für Haltungen. Beide zeigen, dass Wohnen heute mehr ist als Einrichtung: Es ist Ausdruck von Weltbezug, Lebensrhythmus und Identität.
 Wer sich für einen Stil entscheidet, entscheidet sich für ein Lebensgefühl – und das sichtbar und spürbar im Raum. Räume, die mit dieser Konsequenz entworfen sind, wirken nicht beliebig. Sie erzählen. Sie tragen. Sie bleiben. Genau dieses Zusammenspiel von Aussage und Atmosphäre bildet das Herzstück der Arbeit von Gesa Vertes.

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